Einschlägige Ökonomen und Lobbyisten fordern aufgrund der Corona-Krise schon wieder Leistungskürzungen. Die Rechnung sollen die Beschäftigten zahlen. Sie sollen mehr private Vorsorge leisten, niedrigere Renten akzeptieren und länger arbeiten.
„Diese Konfliktlinien zwischen all jenen, die die gesetzliche Rente weiter schleifen wollen, und uns, die für eine Stärkung eintreten, werden auch im Bundestagswahljahr 2021 eine zentrale Rolle spielen. Wir sind als Gewerkschaftsbund gut gerüstet und sehen uns auch anhand der bayerischen Zahlen in unserer Sichtweise bestärkt“, so Christian Dietl, DGB-Regionsgeschäftsführer in der Oberpfalz.
Aufgrund neuester Zahlen der Deutschen Rentenversicherung sieht die DGB Region Oberpfalz weiteren Handlungsbedarf. Demnach kamen Männer, die 2019 in der Oberpfalz erstmals eine Altersrente bezogen haben, im Schnitt auf 1.170[1] Euro pro Monat, Frauen mussten mit durchschnittlich 684 Euro auskommen.
„Der Zusammenhang zwischen guter Arbeit und guter Rente ist offensichtlich. Niedriglöhne und atypische oder prekäre Erwerbsformen schmälern die Chance auf ein gutes Auskommen im Alter. Bestehende Fehlanreize wie etwa Minijobs sind daher konsequent umzubauen und in das System der sozialen Absicherung zu integrieren. Der Niedriglohnsumpf – einer der größten in Europa – ist trockenzulegen. Hierzu bedarf es sowohl eines höheren Mindestlohnes als auch eines bayerischen Tariftreue- und Vergabegesetzes“, so Dietl. „Das wäre auch ein vernünftiger Beitrag, um die nach wie vor extremen Unterschiede in der Rente zwischen den Geschlechtern einzuebnen.“
Im Vergleich mit Bayern (1.167 €) beziehen die Männer in der Oberpfalz fast identisch hohe Renten. Die Frauen liegen allerdings ca. 80 Euro unter dem bayernweiten Durchschnitt von 748 Euro. Noch größer ist die Differenz bei den Frauen zum bundesweiten Durchschnitt von 804 Euro. Ursachen liegen besonders in der hohen Anzahl an Teilzeitarbeit sowie Minijobberinnen unter Frauen.
„Auch im Rentensystem selbst müssen wir ansetzen, um Altersarmut zu verhindern. Unser Ziel bleibt der Umbau hin zu einer Erwerbstätigenversicherung. In einem ersten Schritt braucht es eine bessere Absicherung gerade für Solo-Selbständige. Das Rentenniveau muss weiter stabilisiert und in einem zweiten Schritt wieder deutlich auf mindestens 50 Prozent angehoben werden. Allen Bundestagskandidat*innen in der Oberpfalz werden wir auf den Zahn fühlen, wie diese sich die Rente der Zukunft vorstellen“, so Dietl abschließend.
[1] Bei allen Zahlen handelt es sich um Durchschnittswerte. Das individuelle Haushaltseinkommen ist hieraus nicht ableitbar.
Christian Dietl, DGB-Regionsgeschäftsführer Oberpfalz Ertl